Södermalm gilt als hippster Stadtteil Stockholms. Hier gibt es Co-Workingspaces, Bars, ein Kino und Retroläden für Klamotten und Möbel. Am Südufer der Insel verläuft die Strandpromenade Årstaviken, meine ganz persönliche Lieblingsstrecke für einen Spaziergang. Gerade jetzt, Ende Mai/Anfang Juni, wenn der Frühling in den Sommer übergeht, ist es hier besonders schön. Alles grünt und blüht und an den Anlegestellen schaukeln die angetauten Boote gemütlich im Wasser.
Heute möchte ich dich auf diesen kleinen Spaziergang in Södermalm mitnehmen, der uns knapp 3 Kilometer am Wasser entlang führt und für mich das pure Stockholmgefühl ausdrückt: Die Verbindung von Natur und Großstadt. Auf unserem Weg werden wir maritimes Flair genießen und kleine, bunte Gartenhäuschen inmitten saftigen Grüns sehen, aber auch moderne Hochhäuser in der Ferne und eine Brücke, über die in regelmäßigen Abständen die U-Bahn fährt (ja, hier fahren die U-Bahnen auch oberirdisch).
Zauberhafte Kleingartenanlage Södermalm
Wir starten unsere kleine Tour am Eriksdalsbadet, einem Hallen- und Freibad in der Nähe der U-Bahnstation Skanstull. Von hier aus laufen wir westwärts Richtung Hornstull – direkt am Wasser entlang. Dieser erste Abschnitt unseres kleinen Spaziergangs in Södermalm nennt sich Eriksdalslund (lund = Hain). Ursprünglich gab es hier nur Felsen, Wald und Weiden. Doch das änderte sich im Jahr 1906, als Anna Lindhagen den Stockholmer Kleingartenverein („Föreningen Koloniträdgårder i Stockholm“) nach dänischem Vorbild gründete und hier die ersten Kleingartenanlagen mit sechs Quadratmeter großen Lauben entstanden.
Bis heute hat sich die Kleingartenanlage erhalten und lädt Stockholmer wie Touristen dazu ein, durch die schmalen Gartenwege zu schlendern und sich vom märchenhaften Anblick der wild umwachsenen roten, gelben, grünen und blauen Lauben verzaubern zu lassen. Kein Wunder, dass die Kolonieplätze so heiß begehrt und die Wartelisten für einen freien Platz entsprechend lang sind.
Boote, Bars und Boule
Mit den hübschen Gärten zur Rechten und dem Wasser zur Linken laufen wir weiter und werden immer wieder eingeladen, innezuhalten und die Aussicht zu genießen. Überall stehen Bänke, Liegen oder Holzschaukeln, die zu einer kleinen Rast verführen.
Nach etwa zwei Kilometern erreichen wir einen Platz mit Imbissen und Foodtrucks, auf deren Freisitzen du Hotdogs, Pizza, Eis und andere leckere Snacks genießen kannst. Hier gibt es außerdem einen Boule-Platz – ein Spiel, das nicht nur die Franzosen lieben.
Spazieren in Södermalm: Natur inmitten der Großstadt
Wenn sich die Bäume am Ufer etwas lichten, fällt der Blick auf den Stadtteil Liljeholmen mit seinen riesigen kastenförmigen Neubauten (siehe Titelbild ganz oben). Erst jetzt wird einem wieder bewusst, dass man sich in einer Großstadt und nicht etwa in abgeschiedener Natur befindet.
Im Sommer wird übrigens jeder baumfreie Spot am Ufer des Promenadenwegs von den Stockholmern genutzt, um sich ins kühle Nass zu stürzen.
Kurz bevor wir den Park Tantolunden erreichen, wandelt sich der Grünstreifen am Ufer sogar in einen richtigen kleinen Sandstrand. Im Sommer ist dieser natürlich rappelvoll mit Großstädtern, die sich nach Feierabend noch schnell eine kleine Erfrischung in den Mälaren gönnen wollen.
Der Stadtpark Tantolunden
Gleich nach dem Sandstrand eröffnet sich der Blick auf die riesige Wiese des Parks Tantolunden. Hier halten die Schweden gern ein Picknick – besonders am Nationalfeiertag oder Mittsommar. Außerdem gibt es eine Minigolfanlage, ein Outdoor-Gym und die „Graffiti Kökbar“. In dieser können die Gäste Burger, Pizza, Eis und kühle Getränke bestellen und sich gegen Gebühr Graffiti-Farben ausleihen (120 Kronen, Stand Juni 2022), um sich an einer eigens dafür aufgestellten Wand künstlerisch zu betätigen.
Flohmarkt Hornstull
Direkt hinter der Bar endet der Park und wenn du dich links am Wasser hältst, läufst du geradewegs auf den Flohmarkt Hornstull zu (Flohmarkt = loppis) – vorausgesetzt du bist an einem Wochenende zwischen April und September unterwegs. Vielleicht findest du nach diesem herrlichen Spaziergang hier noch ein kleines Souvenir?
Ich hatte schon viel über den Flohmarkt Hornstull gelesen und nun endlich die Gelegenheit, ihn einmal zu besuchen. Das Hippieflair an den Ständen war genau mein Ding, allerdings hätte ich mir den Markt größer vorgestellt. Sicher variiert das aber, je nachdem viele Aussteller sich anmelden. Ich habe ungefähr 20 Stände gezählt.
Einige Händler verkauften Kaffeespezialitäten oder selbstgemachten Schmuck und Lampenschirme. Das waren mit Sicherheit keine Secondhand-Produkte und die Flohmarktklassiker wie Schallplatten, Bücher und kleinere Möbel habe ich leider vergeblich gesucht. Dennoch fand ich den Markt gemütlich und habe es genossen, an den Ständen entlang zu bummeln.
Im hinteren Teil des Flohmarktes standen Foodtrucks mit Spezialitäten aus verschiedenen Ländern, wie Israel, Spanien oder der Türkei. Mitten zwischen den Ständen gibt es außerdem noch ein italienisches Restaurant mit Freisitz, das sehr gemütlich aussah.
Ich werde dem Flohmarkt wohl bei meinem nächsten Spaziergang in Södermalm noch einmal einen Besuch abstatten, vielleicht sind dann andere Händler da. Auf der offiziellen Webseite des Flohmarktes findest du noch weitere Informationen (auf Englisch und Schwedisch).
Wenn du magst, kannst du nun in die U-Bahn an der Station Hornstull einsteigen und weitere Teile der Stadt erkunden. Falls du von der Strandpromenade jedoch noch nicht genug haben solltest, läufst du den gleichen Weg einfach wieder zurück. Ich habe mich für letzteres entschieden – wie gesagt, es ist meine Lieblingsstrecke zum Spazieren. 🙂