In Schweden gehört ein Tomte zu jedem Haushalt. Skandinavische Volksweisen überliefern den Glauben an den Hausgeist schon seit dem Mittelalter: als Geist der Vorfahren wacht der Gårdstomte, ein menschenähnliches Wesen von der Statur eines Kindes und mit dem Gesicht eines alten Mannes, über den Hof (schwedisch: gård) und seine Bewohner. Das Wort Tomte geht dabei auf das schwedische Wort „tomt“ zurück, das ein Grundstück bezeichnet und früher häufig einen Bauernhof meinte. Für seine Fürsorge erwartet der gute Geist nicht viel: eine Schale Haferbrei, insbesondere am Weihnachtstag. Der Jultomte ist sein direkter Nachfahre.
Vom Gårdstomte zum Jultomte
Seit Ende des 19. Jahrhunderts verschmelzen die Konzepte vom Gårdstomte mit der des Weihnachtsmannes. In Kunst und Literatur lassen sich Ursprung und Entwicklung der Figuren nachvollziehen. Allen voran stehen hier die Zeichnungen von Haddon Sundblom und Jenny Nyström sowie die Geschichten von Selma Lagerlöf.
Tomte begegnet uns im Zusammenhang mit Weihnachten bereits in Victor Rydbergs Kinderbuch „Lille Viggs äfventyr på julafton“ (Lille Viggs Weihnachtsabenteuer) von 1874 sowie in seinem Gedicht „Tomten“ von 1881. Die zugehörigen Illustrationen von Jenny Nyström bilden das Fundament für die weitere Entwicklung des Gårdstomten zum Weihnachtstomte.
Einfluss darauf – wie auch auf die Darstellung des amerikanischen Santa Claus – könnte das Gedicht „Account of a Visit for St. Nicholas“, besser bekannt als „A Night Before Christmas“ gehabt haben. Es erschien 1823 im New Yorker „Troy Sentinel“ und beschrieb einen generösen Unbekannten, der mit einem Rentierschlitten durch die Nacht reiste, durch Schornsteine rutschte und Geschenke für die Kinder an den Kamin legte. Die Gestalt des Wohltäters wird dort ausführlich beschrieben. Die bis heute gängige bildliche Darstellung des Weihnachtsmannes – wie auch die des Jultomtes (Weihnachtstomte) – nehmen Anleihen an dieser Geschichte.
In Schweden verwandelte sich der grimmige Gårdstomte Ende des 19. Jahrhunderts in einen freundlichen Zeitgenossen, der Überraschungen für die Kinder bereithält: den Jultomte. Die Titelseiten der schwedischen Zeitschrift Jultomten, welche von 1891 bis 1934 erschien, illustrieren diese Transformation.
Wenig später entwickelte Haddon Sundblom, Sohn schwedischer Eltern, in den USA den ikonischen Weihnachtsmann, der durch die umfangreichen Werbekampagnen von Coca-Cola seit den 1930er-Jahren die Welt eroberte. Inspiration fand der Karikaturist dabei auch beim deutschen Auswanderer Thomas Nast. 1863 erschien dessen Darstellung eines grimmigen Alten im roten Mantel in „Harpers Weekly“. Sundblom entwickelte sie weiter zu der sympathischen und allzeit gut gelaunten Figur des Santa Claus.
Wo wohnt der Weihnachtsmann in Schweden?
Während man in Nordamerika und im Vereinigten Königreich den Santa Claus am Nordpol verortet, haben die verschiedenen skandinavischen Länder ihre eigene Theorie. Fragt man etwa die Dänen, wohnt der Jultomte in Grönland. Die Norweger bestehen wiederum darauf, dass er in Drøbak lebt. Die Finnen vermuten sein Zuhause im Berg Korvatunturi, nahe der russichen Grenze. Und die Schweden? Sie wissen, dass ihr Jultomte mit seiner Familie im nahe gelegenen Wald wohnt.
Was zeichnet den Jultomte aus?
Der schwedische Jultomte besitzt große Ähnlichkeit mit Santa Claus, ist aber nicht derselbe: Die Geschenke übergibt er den Kindern direkt – so wie dies beispielsweise auch in Deutschland gehandhabt wird – statt sie nachts heimlich ins Haus zu bringen. Außerdem gleitet sein Rentierschlitten durch den Schnee statt zu fliegen.