Willkommen – im wohl beeindruckendsten Museum, das ich bisher besucht habe: dem Vasa Museum Stockholm (schwedisch: Vasamuseet). Ich lege den Kopf in den Nacken und lasse meinen Blick über die Planken dieses imposanten Schiffes wandern, immer höher, bis zu den gespannten Seilen, die spitz auf die Masten zulaufen.
Später werde ich lesen, dass ich vor dem besterhaltenen Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert stehe – 98 Prozent sind Originalteile. Allein die Masten sind 50 Meter hoch, das Schiff selbst ist 69 Meter lang und bot Platz für 437 Menschen. Ehrfurcht und Erstaunen erfüllen mich beim Anblick dieses Kolosses.
Doch wie kommt ein so prächtiges und gut erhaltenes Schiff in ein Museum? Die tragische Geschichte dieses einzigartigen Kulturschatzes erfährst du bei einem Besuch im Vasa Museum. Hier wird Geschichte auf eindrucksvolle Weise lebendig.
Dein Besuch im Vasa Museum
Tickets und Preise*
Du kannst die Tickets vorab online buchen oder an der Kasse vor Ort kaufen (habe ich bisher immer so gemacht). Online-Tickets geben dir jedoch keinen Vorrang beim Einlass. Wenn du deine Tickets für das Vasa Museum vor Ort kaufst, beachte bitte, dass im gesamten Museum kein Bargeld akzeptiert wird.
Eintrittspreise Oktober – April
Erwachsene (einschließlich Senioren): SEK 170
Kinder bis 18 Jahre: Eintritt frei
Eintrittspreise Mai – September
Erwachsene (einschließlich Senioren): SEK 190
Kinder bis 18 Jahre: Eintritt frei
Öffnungszeiten
Museum
- September-Mai: täglich 10:00 – 17:00 Uhr (mittwochs bis 20:00 Uhr)
- Juni-August: täglich 08:30 – 18:00 Uhr
- Schließtage: 24. und 25. Dezember
- 31. Dezember von 10:00 – 15:00 Uhr geöffnet
Restaurant
- September-Mai: täglich 10:00 – 16:00 Uhr
- Juni-August: täglich 9:00 – 17:30 Uhr
- Schließtage: 24. und 25. Dezember
- 31. Dezember von 10:00 – 14:30 Uhr geöffnet
Adresse und Anfahrt
Das Vasa Museum befindet sich auf der Insel Djurgården, in der Galärvarvsvägen 14. Du erreichst es bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln:
- mit der Fähre 82 Richtung Djurgården von Slussen oder Nybroplan, danach ca. 8 Gehminuten
- mit der U-Bahn 13 (rote Linie Richtung Ropsten), Haltestelle Karlaplan, danach ca. 15 Gehminuten
- mit der Tram 7 Richtung Djurgården Waldemarsudde, Haltestelle „Nordiska museet/Vasamuseet“, danach ca. 5 Gehminuten
- mit dem Bus 67 Richtung Blockhusudden, Haltestelle „Nordiska museet/Vasamuseet“, danach ca. 5 Gehminuten
- mit dem Bus 69 Richtung Djurgårdsbrunn, Haltestelle „Djurgårdsbron“, danach ca. 10 Gehminuten
- mit dem Bus 76 Richtung Ropsten, Haltestelle „Djurgårdsbron“, danach ca. 10 Gehminuten
Aktuelle Fahrpläne und Abfahrtszeiten findest du hier: SL Stockholm Traffic
Die Geschichte der Vasa
Der Bau der Vasa wurde in den 1620er Jahren von König Gustav II. Adolf von Schweden in Auftrag gegeben. Nach spanischem Vorbild sollte eine prächtige Galeone entstehen, ein hochseetüchtiges und für die damalige Zeit sehr wendiges Kriegssegelschiff. Es war schließlich die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und Schweden wollte zur Seegroßmacht aufsteigen, um wichtige Güter zu importieren, aber auch, um strategische Ziele zu verfolgen und das Land gegen mögliche Angriffe zu verteidigen.
Die Vasa – ein Prestigeobjekt
Nun habe ich die Schweden bisher als ein eher bescheidenes Volk erlebt. Doch damals schien das anders zu sein, zumindest was König Gustav II. Adolf betraf. Er wollte mit dem Bau des Schiffes ein Zeichen setzen und hatte hohe Ansprüche an die Ausstattung.
So wurde die Vasa mit 64 Bronzekanonen und über 700 Statuen versehen. Besonders aufwendig verzierte man das Heck des Schiffes, wohl in der Hoffnung, dass die Feinde schon beim Anblick der Kriegsgaleone das Weite suchen würden.
Der Untergang der Vasa
Dieser Übermut wurde der Vasa leider zum Verhängnis. Die Schiffbauer verfügten damals noch nicht über die notwendigen mathematischen Fähigkeiten, um zu berechnen, ob das Schiff mit seiner umfangreichen Ausstattung und dem damit verbundenen Gewicht, überhaupt seetüchtig sein würde.
Hinzu kam ein ungeduldiger König, der auf den Einsatz des Schiffes drängte und mit schwerwiegenden Konsequenzen drohte, falls seinem Wunsch nicht entsprochen würde. Daher hatte niemand den Mut, dem König von einem zuvor durchgeführten Stabilitätstest zu berichten, den die Vasa nicht bestanden hatte.
So kam es, dass – wider besseres Wissen – das prächtige Schiff am 10. August 1628 in See stach und direkt auf seiner Jungfernfahrt sank. Nach knapp 20 Minuten Fahrt und etwa 1.300 Metern zurückgelegter Strecke wurde es von einer Windböe erfasst, kenterte und sank direkt vor den Toren der Stadt auf den Meeresboden. Zwischen 30 und 50 Menschen kamen dabei ums Leben.
Nach dieser Tragödie wurde ein Gerichtsverfahren eingeleitet, um die Schuldigen zu finden. Die Untersuchungen ergaben, dass eine unzureichende Stabilität des Schiffes und die geringe Breite des Rumpfes die Ursachen für das Kentern waren. Da der Konstrukteur bereits verstorben war, kam es jedoch zu keiner Verurteilung.
Die Bergung der Vasa
Es gab mehrere Versuche, die Vasa oder Teile von ihr zu bergen. Besonders kurz nach deren Untergang war das Interesse groß. Es gelang verschiedenen Tauchern auch, einzelne Statuen oder Kanonen zu bergen, aber das ganze Schiff zu heben, schien aussichtslos. Schließlich wurden die Masten gekappt, um die Schifffahrt nicht weiter zu behindern, und die Vasa geriet zunehmend in Vergessenheit.
1951 nahm der Meeresarchäologe Anders Franzén die Suche wieder auf und wurde 1956 fündig. Umgehend traf man Vorbereitungen für einen neuen Bergungsversuch, der Ende August 1959 begann. Und das Team staunte nicht schlecht über das, was es zu Tage förderte. Der geringe Salzgehalt des Ostseewassers sorgt nämlich dafür, dass sich der Schiffsbohrwurm im Stockholmer Becken nicht wohlfühlt. Daher wurde das Holz der Vasa von ihm nicht zerfressen. Der hohe Schwefelanteil im Wasser trug zusätzlich zur Konservierung bei. Schritt für Schritt wurde so ein Schiff in flacheres Wasser gebracht, das in recht gutem Zustand zu sein schien. Am 24. April 1961 war die Vasa endgültig gehoben.
Im Trockendock wurde das Schiff unsagbare 17 Jahre lang mit Polyethylenglykol besprüht, um es zu imprägnieren. Doch der in das Holz eingedrungene Schwefel oxidierte zu Schwefelsäure und begann später, das Holz von innen heraus zu zersetzen. Seit 2000 neutralisiert man diesen Prozess mit Chemikalien und verbesserter Klimatisierung. Dennoch ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, weshalb ich dir empfehle, lieber früher als später einen Besuch im Vasa Museum einzuplanen. Den spektakulären Bergungsprozess kannst du übrigens in einem kleinen Kinosaal im Museum verfolgen.
Neben dem Schiff selbst sind im Vasa Museum unzählige Fundstücke ausgestellt, die bei der Bergung entdeckt wurden. Darunter Küchenutensilien, Kleidungsstücke, Teile des Segels und jede Menge Tau.
Wenn du noch mehr über die Vasa lernen möchtest, empfehle ich dir die Episode „Untergang und Comeback der VASA“ aus dem Podcast „Geschichten aus der Geschichte“. Hier erfährst du auch, wie man „Vasa“ richtig ausspricht. 😉
Und da so ein Museumsbesuch hungrig macht, kannst du dich direkt im Anschluss im museumseigenen Restaurant ganz klassisch mit Köttbullar und Zimtschnecken stärken.
*Stand: Januar 2023